Sonntag, 20. Juli 2008

Tag 6: Visp - Seez

Mittwoch 09.07.08 - Tag 6:

Nach einen kleinen Missinterpretation über Weckwünsche waren wir alle mehr oder weniger munter beim frühen Frühstück und dann gings los. Wir starten eine Zusatzrunde, denn wann kommen wir schon wieder mal hier her. Also geht es ca. 50km (gegen die eigentlich geplante Tagesfahrtrichtung) in den Norden hinauf. Und diese Entscheidung sollten wir nicht bereuen: Denn so startet unsere zusätzliche 4Pässe-Runde: Nufenenpass - St. Gotthard-Pass – Furkapass - Grimselpass

Da es sehr früh ist sind sehr wenig Motorradfahrer unterwegs, auch wenig Autos bremsen uns und unsere Freude – was will man mehr. Nun es ist ziemlich kalt – aber trocken und die Schneefelder, die Hügel und die geniale Aussicht vom Nufenenpass laden zum träumen ein. Überhaupt ein sehr schöner Pass!
Der St. Gotthard-Pass ist sehr gut ausgebaut und wird auch von vielen LKWs befahren, … aber es gibt auf unserer Strecke einige schnelle Kurven und wieder mal viel Aussicht.
Danach folgte der Furkapass. Er begeistert uns wieder allesamt und dann ging es dem Grimselpass hinauf bis zum Murmeltierpark der beim Grimmelsee liegt. Auf alle Fälle war diese Zusatzrunde den (Um)Weg wert, die Murmeltiere sind süß und fotogen wie immer, die Landschaft ist wunderschön, die Kurven einfach genial … und unten im Tal haben wir etwas Gelegenheit uns von der immer stärker wärmenden Sonne etwas auftauen bis schmoren (je nachdem in welcher Farbe man gewandet ist) zu lassen.

Aber bald geht es ans Meter machen, wir wollen noch über Italien nach Frankreich. Wir fahren neben der Autobahn bis nach Martigny … und das zieht sich.

Während wir durch einen Ort fahren testen wieder mal die Radfahrer unsere Aufmerksamkeit. Aus dem Nichts kommen 2 Radfahrer im bergab Rechten Winkel auf (bzw. über) die Bundesstraße geschossen. Der erste landet dank Dieter Bremsaktion nicht in Dieters Motorblock sondern rasst direkt vor ihr vorbei. Der zweite reißt das Rad quer und fetzt am Gehsteig weiter. Als die Gefahrensituation gebannt ist (bzw gewissen Verkehrsteilnehmer, die nach Dieter fahren, diese glauben) wird’s aber erst so richtig spannend und zwar diesmal für mich. Denn Dieters spontane Rohrspatzambitionen die in einer jetzt-erst-Totalbremsung ausarten bringen mich ganz schön ins Schwitzen … denn wenn man selbst schon wieder Gas gibt, der Vordermann aber Totalbremsungen an den Tag legt, wirkt sich das ziemlich Sicherheitsabstand-reduzierend aus.

Der große St. Bernhard ist wie vorgewahrt ziemlich ausgebaut (erinnert aber nur etwas an den Simplonpass) und wir können immer wieder kleinere Nebenstraßen (ohne Lkws dafür mit Zusatzkurven) benützen. Außerdem ist der Ausblick vom Gipfel sehr schön und außerdem ist die Bernhardiner-Plüschhund-Zucht in allen Formen und Größen an den Souvenirständen durchaus sehenswert. Schade ist nur dass auf der italienischen Seite die Straße mehr an eine zwischendurch hin und wieder etwas geflickte Schottergrube mit ein paar Ampeln zur offiziellen Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit erinnerte. Teilweise fehlten ¾ der Straße, Baustellen wo hin man sah, für arbeitende Arbeiter musste man schon länger suchen … und so wird dieser Pass wohl auch noch länger so aussehen.
Aber ich lerne immerhin ein neues italienisches Vokabel : Colle heißt wohl vernachlässigter Straßenabschnitt mit Auflockerungsbaustellen.

Unsere Strecke durch Italien führt über eine gut ausgebaute Bundesstraße mit teile irrwitzigen Geschwindigkeitsbeschränkungen. Die Italiener scheinen die 30iger und 40iger Schilder LKW-weise gekauft zu haben und stellen diese nach Belieben vor lang gezogene Kurven auf der (theoretisch 3-spurigen) Bundesstraße.

Die Straße entlang auf der Höhe von Aosta erspähen wir nun immer wieder den Mont Blanc (Monte Bianco) wie er sich majestätisch und einfach nur anders gefärbt als alle andern zwischen den anderen gewöhnlichen Bergen zeigt.
Wir fahren wieder entlang von alten italienischen Steinhäusern (inklusive mit Steinen bedeckter Dächer … und aus einem wächst anscheinend ein 2 Meter großer Laubbaum – Sowas ist zwar durchaus ungewöhnlich aber doch ziemlich hübsch anzusehen)

Auch der kleine St. Bernhard (bzw. Colle del Piccolo San Bernardo) erfreute wieder sehr, nur leider ist hier einiges verkehrstechnisch los, aber wir haben sowieso beschlossen diese letzten Teil der Strecke besonders ruhig anzugehen.

Etwas später verlassen wir Italien zum letzten Mal und es geht es mit ca. 430 km auf den Buckel (bzw auf dem Rückenprotektor) auf die Zimmersuche. Von Pensionen ist hier in diesen französischen Fleckchen weit und breit nicht zu sehen. In Seez sind die Hotels bis auf eines alle ausgebucht und die Hotels in der Seez-folgenden größeren Stadt Bourg-Saint Maurice sind noch teurer. Auch die Touristeninfo lässt wenig Hoffnung auf leistbare Zimmer. Wie es scheint ist das Hotel MALgovert pro Zimmer (Belegung egal im Doppel oder Einzel) um 50 € das preiswerteste.
Im Hotel gegenüber gab es Menüs um 17€ aufwärts (unserer Rezeptionistin nach gute Küche um fairen Preis) … Naja … Vielleicht sollte ich mein „die Schweiz ist ein Neppland“ noch mal überdenken und auf … es gibt auch in Frankreich Neppgegenden erweitern … Aber wir machen das beste draus … die kleinen Pizzas sind leistbar, und (obwohl ich mich von meinen Forst schon längst verabschieden musste) es gibt ja tröstender weise Rotwein. Prost.

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